AfD, Pegida, NPD – Populisten und Rechtsextremisten machen keinen Hehl aus ihrer Ablehnung unserer Demokratie. Umso wichtiger sind deshalb Fragen wie: Was bedeutet Demokratie für mich? Ist die Demokratie in Gefahr? Was können wir alle tun, um die Demokratie zu stärken? Fragen, die sich jeder stellen sollte, aber tun das auch wirklich alle? Genau deswegen wurde die Lange Nacht der Demokratie ins Leben gerufen, um auf das besondere Regierungssystem, das wir für selbstverständlich halten, aufmerksam zu machen. Die diesjährige Lange Nacht der Demokratie fand im September statt. Zehn Städte in Bayern machten mit, unsere Landeshauptstadt war natürlich dabei.
Und natürlich war auch YouthBridge in München dabei, um mehr über die „Herrschaft des Volkes“ zu erfahren. Wir haben vor Ort Experten befragt, wie man die Demokratie schützen und verbessern kann. Es begann im Herzen Münchens, im Lovelace Hotel, das mit seinem ausgefallenen Design (an silbernen Fäden hängende Neontafeln, tropischer floraler Print an den Wänden, riesiges Glasdach) zum perfekten Schauplatz für so eine moderne Veranstaltung wurde.
Zur Eröffnung gab es, pünktlich zum 200-jährigen Jubiläum der Bayerischen Verfassung, das „Verfassungs-Gstanzl“, bei dem die Künstlerinnen Susanne Kurz (Filmemacherin) und Eva Rüth (Musikerin) auf humorvolle Weise die wunderbare Bayerische Verfassung vorstellten und mit traditionell bayrischem Gesang kommentierten. Danach hatte ich die Freude, ein Interview mit dem unkonventionellen Pfarrer Rainer Maria Schießler zu führen, den manche als Bedienung im Schottenhamel-Zelt auf der Wiesn und als BR-Talkmaster kennen. In unserem Gespräch erklärte er, dass die Demokratie vergleichbar mit einer zarten Pflanze ist. Denn wenn man sie nicht gießt, zurechtschneidet und in die Sonne stellt, dann blüht sie nicht richtig. Ebenfalls meinte er, dass die Demokratie die einzige Staatsform ist, die er akzeptiert und kennt.
Danach ging es für unsere Gruppe in die Hochschule für Film und Fernsehen. Hier boten soziale Organisationen Infostände aller Art an. Beim Stand „Mensch, du hast Recht“ gab es eine Fotokabine, inklusive Auslöser. Der Sinn dahinter: Man darf sich vor dem Foto das Lieblingsmenschenrecht in ausgedruckter Form aussuchen und es mit sich auf einem Bild verewigen. Die Betreuer dieses Standes erzählten uns, dass sie sich im kommenden Jahr vor allem auf die Aufklärung zum richtigen Umgang mit Menschen mit Behinderung konzentrieren wollen, um Diskriminierung vorzubeugen und München toleranter zu gestalten.
Danach versuchten wir uns an der Station „Das Gewicht der Dinge“ des „Jugendmigrationsdienstes München“. Die Aufgabe: mit einem Becher Sand von Küchenwaage zu Küchenwaage gehen und dabei überlegen, wie viel Sand jede Waage bekommt. Denn jede Waage repräsentiert einen Grundbaustein der Demokratie, Meinungsfreiheit oder das Recht auf Bildung, sodass man wirklich in sich gehen und überlegen muss, worauf man am meisten Wert legt. Wir befragten auch hier die Betreuer des Standes. Wir erfuhren, dass der Jugendmigrationsdienst Jugendliche in allen Lebensbereichen (Arbeit, Familie, Rechtsfragen, Wohnung usw.) unterstützt. Die Mitarbeiter des Jugendmigrationsdienstes besuchen auch Schulen, um Kindern und Jugendlichen die Demokratie zu erklären und näherzubringen.
Danach bemerkten wir noch einen Stand, bei dem Modellautos aus Holz und Metall ausgestellt wurden, gleich daneben lag ein Fotoalbum. Die Fotos zeigten Jugendliche aus allen Kulturen, wie sie zusammen basteln, löten, zeichnen und lachen. Den Stand betreute die Organisation „Kinderschutz München“ und die Bilder entstanden in der „Werkhalle Kinderschutz für geflüchtete Jugendliche“. Hier dürfen sich die Jugendlichen handwerklich beweisen und die ehrenamtlichen Experten bringen ihnen die Kunst von Holz- und Metallarbeit näher. Die Fotos der selbstgemachten Kunstwerke sprachen für sich.
Als Fazit möchte ich sagen, dass die Demokratie sich in guten Händen befindet und alles andere als in Gefahr ist, solange sie von so vielfältigen sozialen Organisationen gestützt wird.
Und wir sind ganz bestimmt auch nächstes Jahr dabei, bei #dielangenachtderdemokratie!
Arseniy Pavlenko